Melbourne

30.12.2014 - 04.01.2015

Liebesvandalismus

"Wenn die Frau heute nur die Gleichberechtigung anstrebt und nichts weiter, ist das ein Zeichen, dass sie dem Mann seine jahrhundertelange Vorherrschaft verziehen hat." - Henry Miller

 

Nach unserer Nacht bei McDonalds müssen wir unseren liebgewonnen Camper zurückbringen. Danke lieber Camper an dieser Stelle wir werden Dich vermissen! Und gleich noch ein Dank an Andi und Käthe, die uns für die nächsten Tage bei sich einziehen lassen. Die beiden sind vor über einem Jahr nach Melbourne ausgewandert. "Melbourne ist die lebenswerteste Stadt der Welt", diesen Satz hat man uns zwar schon ein paarmal gesagt doch skeptisch wie wir sind prüfen wir das selbst. Andi empfiehlt uns als eher linksalternativ geprägte Menschen mal nach Fitzroy zu schauen und gibt uns zwei myki* cards. Das ist so toll, weil diese Karten richtig teuer sind, wenn man sie nur als Tourist benutzt!
In Fitzroy angekommen kriegen wir erstmal einen Minikulturschock. Aus der dörflichen Idylle des australischen Hinterlandes, das stark von konservativen Werten geprägt ist kommen wir in einen Stadtteil, in dem es Pflicht zu sein scheint mindestens ein Tattoo in bunten Farben offen zu tragen. die Hosen zu kurz, unterschiedlich farbige Socken, Bärte und Mädels in Tuffröcken (Hipster eben). Männer tragen Babys in Tüchern gebunden am Bauch als Zeichen der Gleichberechtigung (und Bepflichtigung), es gibt Kaffeeläden der Extraklasse und die üblichen Slogans schreien einen aus bunten Ladentheken an: "Lactose free!!", "Vegan, because we care!", "Black coffee, Gluten free!" und "Handmade ..." **
Kurzum: wir lieben es!

Happy New Year

"Architektur ist gefrorene Musik" - A. Schopenhauer

 

Es geht weiter in die Innenstadt über die St. Patricks Cathedral in deren Front wieder Touristen mit Selfiesticks dem beeindruckenden Gebäude den Rücken zukehren. Im CBD angekommen erfreue ich mich der extrem schönen Architektur und den nett angelegten Seitengassen. Daniela mag auch Architektur, wirft mir allerdings eine fast manische Liebe vor. Und im Hinblick auf die vielen aussortierten Bilder scheint dies gerechtfertigt. Trotzdem bietet Melbourne ein optisches Fest für Gebäudeliebhaber. Der letzte Stopp des Tages ist der Fed Square mit dem ACMI (Australian Center of Moving Images) in dem wir ein paar Stunden verbringen. Hier gibt es einen Raum mit berühmten australischen Schauspielern aus dem ich genau einen kenne und dessen Messer ist dort in einer Vitrine!

Es ist Silvester und nachdem es hervorragende Burger vom Barbie (und zwei Blondies ausm Eski) auf dem Balkon gab gehen wir zum feiern auf einen nahegelegenen Platz. Anders als in Deutschland darf man selber kein Feuerwerk anschauen sondern die Regierung spendiert ein Feuerwerk über dem CBD. Das ergibt auch Sinn wenn man bedenkt, dass das Land sehr trocken ist und sofort alles niederbrennen würde wenn hier einer einen Böller werfen würde. Nachdem ein kleines Bier im Pub ungefähr 8$ kostet gehen wir zu Andis Nachbarn und bauen dort eine Tischtennisplatte im Wohnzimmer auf. Seit der letzten WG Party nicht mehr so viel Spaß gehabt :)

Kein Burger, aber trotzdem beeindruckend

"Burger: A person who royally sucks at simple tasks" - Urban Dictionary

 

Der nächste Tag ist dank des relativ bekömmlichen australischen Bieres sehr angenehm. Wir gehen in den Park und "chillen dort unser Leben aus...Alter" wie meine ehemalige Mitbewohnerin zu sagen pflegte (Hi Sandra!). Nachmittags kommt dann das Highlight des Tages, wir gehen zu Mr. Burger. Es gibt in Australien das Konzept des Food Trucks, von dessen Existenz ich erst hier erfahre und mir eröffnet sich eine völlig neue kulinarische Welt. Man schaut im Internet wo der Truck steht, geht hin und kriegt dort die Spezialität des jeweiligen Trucks. Da die Küchen sehr klein sind, ist die Auswahl beschränkt auf wenige Gerichte, die dafür extrem gut gemacht sind. Leider finden wir den Mr. Burger Truck nicht und Twitter verrät uns warum: Es hat 40°C und die Mitarbeiter haben beschlossen dass dies ein Grund sei nicht in einer Truckküche zu stehen. Zum Glück gibt es aber einen Mr. Burger Laden in Fitzroy und nun der Punkt: Wenn Ihr jemals nach Melbourne kommen solltet geht dort hin! Am besten mit dem Arzt vorher absprechen, die Trucker Fries sind nichts für Leute mit Herzprobleme oder hohem Cholesterinspiegel. Oh mein Gott, ich träume immer noch davon!

"Why do they call it rush hour when nothing moves?"" - Robin Williams

 

Während wir nochmal durch die Stadt schlendern und den Ausblick vom Eureka Tower genießen kommen wir an einem Schild vorbei: "Penguin Tour to Philip Island". Nach der Schlappe auf Kangaroo Island - wir erinnern uns: Keine Pinguine, weil Robben - buchen wir das direkt. Es geht am nächsten Tag in der Früh los mit einem Besuch in einem Koala Sanctuary. Dort leben Koalas und werden betreut, damit sie nicht aussterben. Man muss nur knuffig sein im Leben! Weiter gehts zu einer Wein und Käseverkostung mit extrem leckeren Produkten der lokalen Bauern. Schlussendlich kommen wir abends in der Dämmerung zu den Pinguinen. Es ist dort verboten zu fotografieren. Man hatte erlaubt ohne Blitz Fotos zu machen, doch da Menschen bekanntlich nicht sonderlich clevere Tiere sind haben die wenigsten eine Ahnung wie ihre Kamera funktioniert. Scheinbar war den Rangern das einsammeln der Blitzer zu lästig geworden, deswegen ist es jetzt schlichtweg untersagt. Schade für uns, weil wir "nur" die Jungs in der Höhle festhalten konnten.
Das Schaupiel selbst ist mit das niedlichste, was diee Tierwelt zu bieten hat. Es kommen kleine Schwärme von bis zu 10 Pinguinen an Land und schauen sich um. Wenn die Luft rein ist rennen sie wie verrückt über den Strand zu ihren bauten. Bis zu 30000 Tiere umfasst die Kolonie und dementsprechend viele kommen auch aus dem Wasser. Man möchte am liebsten einen mitnehmen. Doch dann wäre sein Partner alleine also müsste man zwei mitnehmen und das geht nicht wegen der Gepäckbestimmungen.

"Des kannst net machen, weil das geht echt ned!" - Fränkisches Sprichwort

 

Am letzten Tag bringt Andi uns noch zu seinem Onkel, der schon vor Jahren ausgewandert ist, aus dem tiefsten Franken nach Australien. Und oh man, es tut so gut mal wieder a gschaads fränggisch zu schbrechn, wassd wasimaan! Nach dieser zu kurzen Woche dann müssen wir uns wieder verabschieden. Es war so schön in Melbourne, dass man sowohl den Titel verstehen kann als sich auch vorstellen hier ein paar Monate zu bleiben. Danke nochmal an Andi, Käthe, Andy, Lach, Rachel und James!!

* myki card: Hongkong hat mit der Octopus Card die Nase vorn. Ein, von einer australischen Firma entwickeltes, System, bei dem der Nutzer mit einer Karte in den Zug eincheckt und wieder auscheckt. Je nach Fahrtdauer, Distanz oder Zeit wird der Betrag von der Karte abgezogen. Das funktioniert so gut, dass die Octopus Card auch als Zahlungsmittel gerne in Hongkong gesehen wird. Warum erzähle ich was über Hongkong? Weil Melbourne statt der gleichen australischen Firma, eine Andere herangezogen hat, die noch nie ein solches System entworfen hat. myki war geboren und hat sich zu einem eher weniger beliebten Balg entwickelt. Das ein und auschecken dauert mindestens 2 Sekunden, die Preisabrechnungen sind verwirrend und obendrein ist das Ganze auch noch sehr teuer.


** Der Knaller war: Lactose free, gluten free, vegan Pizza. Sprich eine Pizza ohne Käse, ohne Brot und ohne Salami. Während ich mir letzteres eingehen lasse erscheint es mir als würde sich es dabei um eine Tomatensuppe handeln müssen. Ich persönlich bekomme Probleme bei Geschmacksverstärkern, von denen vermutlich trotzdem noch eine Menge drin sind.

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Kommentare

  • Kaffeenazi (Dienstag, 24. Februar 2015 13:03)

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