Roadtrip I (Brisbane - Wilcannia)

12.-16.12.2014

Auf zum Campervan

"Abenteuer ist nur schlechte Planung" - Roald Amundsen

 

Weil wir, wie im letzten Bericht schon angedeutet, etwas zu viele Menschen, insbesondere Deutsche, getroffen haben und eher weniger das authentische Australien gesehen haben, wollen wir eben dieses nun nachholen. Die Sache mit Australien ist die, dass egal was man machen will und egal wohin man will, jeder einem etwas anderes rät. Zum Uluru? Quatsch, total überbewertet und überteuert! Nach Cairns? Ne im Leben nicht, da gibts Krokodile, und im Wasser kann man auch nicht schwimmen, wegen der tödlichen Quallen! Outback? Seid ihr wahnsinnig, da hat es mindestens 46°C und ihr werdet sterben, geht lieber nach Cairns, schwimmen!
Es war ein Kampf und letztendlich haben wir unsere Route komplett umgeworfen, um von allem ein wenig zu bekommen und teure Flüge zu umgehen (Heißer Tipp war: in Australien solltet ihr alles fliegen, alles andere macht keinen Sinn! Klar, wenn man die 3000$ übrig hat, die alles zusammen gekostet hätte sicher). Und unser Plan stand, felsenfest. Wir nehmen einen Camper! Und fahren von Brisbane nach Broken Hill über Adelaide nach Melbourne. Das müsst Ihr Euch jetzt nicht merken ich schreibs noch ein paar Mal. Insgesamt sind das über 4000 Kilometer, also 2 mal Deutschland von Süd nach Nord und zurück.

Stanthorpe Campidylle

"Wer seinem Geld nicht böse ist, der kann doch ruhig bei Aldi kaufen" - Theo Albrecht

 

Der erste Halt ist Warwick. Ein nicht ganz zu unrecht völlig unbekanntes Dörfchen (Oh, it's a city, sorry mate!) wo wir erstmal bei einem Aldi anhalten um den Kühlschrank des Campers vollzumachen. Ja, es war ein Aldi, das war kein Tippfehler, die Schnellkaufkette ist in Australien extrem erfolgreich. Ein wenig weiter auf der Strecke kommt der Girraween National Park mit seinen unglaublichen Felsformationen, wo wir auch unser erstes Känguruh treffen. Dort machen wir ein paar Stunden eine Wanderung und fahren letztendlich ein Stück weiter nach Stanthorpe wo man uns am Campingplatz direkt einen Rabatt gibt, weil wir keine "Fruitpicker" (meistens Deutsche unter 30jährige, die auf Feldern und Plantagen arbeiten) und Backpacker sind sondern ordentliche Touristen. Das ist zwar fies, aber kommt unserer Kasse entgegen.

Zu Hülf! So kommt dem König zu Hülf!

"Was ist der Unterschied zwischen einer schottischen Beerdigung und einer schottischen Hochzeit? Ein Betrunkener weniger" - Schottenwitz

 

Am nächsten Tag geht es weiter über Glenn Inns nach Uralla, in erster Stadt, einer alten schottischen Kommune machen wir zum ersten Mal mit der australischen Buschfliege Bekanntschaft. Diese lästige Tierchen zeichnet sich durch seine Liebe für menschliche Körperöffnungen aus, in die es wahnsinnig gerne rein möchte um dort Dinge zu tun. So genau weiß man das wohl nicht, da sie ihre Eier eher in Kot als in lebende Menschen legen. Nichtsdestoweniger sind diese Biester unfassbar nervig, vor allem weil sie zu hunderten auftreten. Während ich versuche Excalibur aus dem Stein zu ziehen werde ich im Moment höchster Konzentration empfindlichst gestört, so dass wir den Versuch abbrechen müssen und uns wedelnd und händeschlagend ins Auto flüchten. Ein gutes an den Fliegen ist, dass sie, sobald sie im Auto sind, unbedingt wieder raus wollen. Auch hierfür fehlt jede Erklärung aber es macht sie etwas erträglicher.

Fluchtpunkt

"Es ist eine steinige Straße die zu Größe führt" - Senneca

 

Wer schonmal 500 Kilometer am Stück gefahren ist, weiß wie langweilig das sein kann. In Australien gewinnt dieses Erfahrung nicht an Spannung, dadurch, dass die Straßen schnurgerade sind. Zum Glück will Daniela fahren und ich muss mich danach um das Essen kümmern, während sie sich ausruht und ein wenig liest oder schläft. Fair geteilte Arbeit. In Dubbo ein paar hunderte Kilometer südlich dann werde ich auch mal gefragt ob ich meinen Führerschein verloren hätte. An dieser Stelle ein Aufruf an meine Geschlechtsgenossen: Frauen sind auch Menschen und können auch Autofahren! In manchen Ländern sogar schon wählen (Hallo liebe Schweizer Freunde!).
Dubbo selbst ist aufregend wie die nächsten 800 Kilometer Sand und Buschland vor uns, weswegen ich gerade ein wenig abgeschweift bin.

Busch

"Wo die Weite sich erstreckt, wird der Mensch genügsam" - Hab ich mir gerade ausgedacht, weil mir die Zitate ausgehen


Zurück zur Sachen, nach wie eben gesagten 800 Kilometern Sand und Buschland kommen in Emdale vorbei. Endlich wieder Zivilisation, Menschen, ein Einkaufszentrum! Weit gefehlt. Emdale ist nur ein Roadhouse, eines von vielen an langen Strecken, die dazu dienen mal eine Pause zu machen und zu tanken. Der Zapfhahn jedoch ist abgesperrt und als ich in dieses reichlich heruntergekommene Gebäude gehe um nach dem Schlüssel zu fragen sitzt am Tisch ein noch viel ungemütlicherer australischer Truckfahrer im Wifebeater (Unterhemd mit Bierflecken) und schaut mich mit glasigen Augen und hängendem Lid an. Da kommt ein unglaublich sympathischer Mitzwanziger aus der Tür und fragt mit nordischem Dialekt was er für mich tun könne. Es stellt sich raus, dass das Emdale Roadhouse hauptsächlich Backpacker und ausländische Arbeiter beschäftigt, die etwas übers Outback erfahren wollen. Natürlich sind hier auch zwei Deutsche Mädels und ein Brite.

Emus sind meist aggressiv

"Don't you know about the bird, well everybody knows that the bird is the word" - The Trashmen

 

Jetzt kommt der tollste Teil an diesem Streckenabschnitt. Wir wollen nicht mehr bis Broken Hill also fahren wir in Wilcannia ran. Genauer gesagt in Warong at the Darling. Noch während wir in die Hofeinfahrt der Campsite einbiegen sehen wir ein Emu herumstolzieren. Während ich in die Rezeption gehe um einen Platz zu bezahlen nimmt sich das Emu unser Auto vor und inspiziert es gründlich von allen Seiten. Die Leiterin des Camps erklärt uns, dass das Emu Rissole heißt (Ein Rissole ist australisch für das Stück Fleisch in einem Burger) und sich erstmal anschauen muss wer da kommt. Wir sollen lieber Schmuck und alles was glänzt abnehmen, Emus lieben das und dieses spezielle nimmt sich auch gerne was sie haben möchte. Tatsächlich versucht sie die Aufkleber an unserer Scheibe abzupicken, schaut sich minutenlang verliebt im Spiegel an und während wir Essen bedient sie sich an unserer Kompostschale und futtert die Schalen der Möhren weg. Der Sonnenuntergang hier im Outback ist spektakulär, der Himmel sieht aus als würde er brennen und Nachts kommen auch noch Kängurus raus und treiben sich auf dem Rasen herum.

Sonnenuntergang

"Es kann der friedlichste Mensch nicht ruhen, wenn das böse Emu ständig an die Scheibe klopft" - Sprichwort

 

"Tock" - "Tock tock" - "Tock tock" - "Tock tock tock" Es ist 5 Uhr morgens. "Tock" Was ist das? "Tock tock" Ich ziehe den Vorhang auf Seite, Rissole schaut mich an. Ich gähne. Das Emu wendet sich wieder dem Glitzeraufkleber zu. "Tock". Daniela hatte eine schlechte Nacht weil es ihr zu warm war (Oho, das geht!) und wir Mosquitos im Camper hatten. Ich gehe nach draußen um mit Rissole zu reden. Wir haben eine Menge Spaß,. Sie will den Van anpicken, ich jage sie dann zum anderen Ende des Camps. Zwei Minuten später das Gleiche nochmal. Und nochmal. Die Kängurus, die immer noch vor unserem Camper grasen sehen uns interessiert an, wenden sich aber gleich wieder ihrer Kernkompetenz zu. Bald ist es leider auch wieder Zeit aufzubrechen. Auf Wiedersehen Rissole, wenn wir wieder in Deutschland sind wollen wir auch ein Emu.

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© Daniela und Benni