26.02.2015 - 03.03.2015
"Golfspieler, die zu schnell reden, schwingen auch zu schnell" - Bob Toski*
Hola amigos und willkommen zurück, diesmal mit einem Bericht über Santiago de Chile, der Hauptstadt von - tataaa - Chile. Wir kommen relativ früh an und schaffen es mit den öffentlichen
Verkehrsmitteln in den schönen Stadtteil "Sanhattan" (eig. San Bernando) wie ihn die Bewohner nennen. Nicht zuletzt wegen des markanten gläsernen Neubaus, dem Gran Torre de Santiago, der mit seinen
300 Metern das höchste Gebäude in Südamerika ist. In einer der erdbebenreichsten Städte der Welt. Einer der Gründe warum bisher nur die ersten paar Stockwerke vermietet werden konnten.
Dort irren wir erstmal eine gute Stunde um den Block in dem unser Hostel sein sollte, jedoch können wir es einfach nicht finden. Frustriert bleiben wir erstmal stehen und überdenken unsere Situation.
Frühstücken? Was anderes suchen? Als eine Frau uns fragt was wir suchen mit den Worten "Holacomoetaiquebucai??" Man hatte uns gewarnt, dass Chilenen gerne das "s" verschlucken und sehr schnell reden
und dass es für einen Anfänger sehr schwer sei etwas zu verstehen. Und hier stand nun der Beweis dafür.* Wir schaffen es ihr zu erklären, welches Hostel wir suchen und es stellt sich raus, dass sie
die Besitzerin sei und sie schon auf uns warte.
"Ich sehe nicht ein, weshalb wir zulassen sollen, dass ein Land marxistisch wird, nur weil die Bevölkerung unzurechnungsfähig ist." - Henry Kissinger (1970)
Wir machen uns auf die Stadt zu erkunden und merken bald, dass hier nichts zu sehen ist von dem südamerikanischen Charme, den man aus dem Fernsehen kennt. Ist auch klar, da Chile, sowie Argentinien größtenteils aus Einwanderern besteht. Somit ist klar warum man sich tatsächlich schwer tun würde Santiago von einer Stadt z.B. in Spanien zu unterscheiden. Auf Anraten hin nehmen wir an der Free Walking Tour teil, die einfach überragend ist. Man wird durch die ganze Stadt geführt bekommt zu vielen Gebäuden und Straßen Information und kennt sich danach soweit aus, dass man auf eigene Faust nochmals interessante Orte besuchen kann. Unser Guide Filipe ist außerdem ein großartiger Erzähler, der es schafft die ganze Schar Touristen verbal zu fesseln. Ein wichtiger Tag der Chilenen ist übrigens der 11. September 1973 an dem die CIA den kommunistisch geprägten, demokratisch gewählten Salvador Allende geputscht und durch den wenig sympathischen Militärdiktator Augusto Pinochet ersetzt hat, der das Land in Grund und Boden gewirtschaftet hat.
„...Die Menschen sind nicht geboren, um nutzlos zu leben und wie die Tiere des Urwaldes, ohne Zweck des Menschengeschlechtes; und eine Vereinigung von Barbaren, so barbarisch wie die Pampas oder Araucanien, ist nicht mehr als eine Horde wilder Tiere, die im Interesse der Zivilisation dringend in Ketten gelegt oder vernichtet werden müssen“ - Mercurio de Valparaíso, 24. Mai 1859
Auf sein Anraten hin besuchen wir auch das Museum für präkolumbianische Geschichte, das weitere Einblicke in die Vergangenheit Südamerikas gibt. Wir wissen jetzt z.B. dass die Mapuche, die Ureinwohner großer Teile Chiles und Argentinies, mindestens genauso schlecht von den Spaniern behandelt worden waren wie seiner Zeit auch die Aborigines oder Maori von den Engländern. Da denkt man sich als Deutscher: "Puh zum Glück ist dieser Kelch der Geschichte an uns vorbei gegangen." Doch dann kommt man an eine Schautafel deren Thema die Besiedelung des chilenischen Südens (Patagonien) ist. Hier war es kalt und die Mapuche leisteten erbitterten Widerstand, die Spanier hatten keine Lust dort zu siedeln. Also lud man andere Länder ein das dortige Land günstig zu besiedeln. Nur wer würde gerne in einem Klima mit 4 Jahreszeiten leben, viel Regen und Schnee und nebenbei noch ein paar Indianer vertreiben? Ja, genau, der Süden Chiles ist fest in Deutscher Hand. Sowie Malle nur statt Sangria halt Blut.
"Ein ernst zu nehmender Staat benötigt eine eigene Fluggesellschaft und ein eigenes Bier. Eine Fußballmannschaft oder Nuklearwaffen helfen, aber ein Bier ist Minimalvoraussetzung." - Frank Zappa
Um es etwas erfreulicher angehen zu lassen fahren wir nach ein paar Tagen weiter nach Valparaiso. Die Stadt hat den Flair eines ganzkörpertättowierten, jugendlichen Punks. Alles ist Bunt, Grafitti überall, Straßenhunde soweit das Auge reicht und es riecht komisch. Aber man kann unheimlich viel Spaß haben. Hinter unserem Hostel suchen wir nach etwas essbarem und finden lediglich eine Art Aufzug. Ein Aufzug mitten in der Stadt? Ich habe ja grundsätzlich vor allem Angst was andere Ingenieure gebaut haben und dieses klapprige Ding für nur 100 Cent erscheint mir mehr als fragwürdig. Doch wir fahren mal mit. oben angekommen sehen wir, dass dies nur einer von vielen zu sein scheint. Hier oben sieht die Stadt noch bunter aus, jedes Haus hat seine eigene Geschichte zu erzählen. Oder zu schreien je nach Interpretation. An der Straßenecke kommt ein Restaurant: "Hotzenplotz", das wir natürlich sofort ausprobieren. Der Wirt ist ein junger Kerl, der in Valparaiso hängengeblieben ist und halt mal ein deutsches Restaurant aufgemacht hat. Mit deutschem Bier und Essen. Und auch wenn ich Leute ausgelacht habe, die im Urlaub einen Braten essen gehen, nach 6 Monaten darf man sich mal wieder so was gönnen. Es war so gut, dass wir dort jeden Tag waren. Zumindest um ein Bier zu trinken.
"Das Leben ist nicht gerecht, und für die meisten von uns ist das gut so." - Oscar Wilde
Wir nehmen wieder die Free Tour mit Filipe (der hieß genauso, sah aber anders aus). Leider war unser Guide nicht ganz so engagiert wie sein alter Ego in Santiago. Trotzdem eine interessante Führung, bei der wir auch gelernt haben, dass diese Aufzüge oder Ascensores ein fester Bestandteil der Infrastruktur sind, da die Stadt über zwei Etagen gewachsen ist. Auch interessant ist der Fakt, dass man den Friedhof vom unteren Teil der Stadt in den oberen verlegt hat, da es früher zu heftigen Hochwassern kam und somit alljährlich die Auferstehung der Toten für etwas Unbehagen in der Bevölkerung sorgte.
Ein weiteres Highlight ist die Statue der Injusticia vor dem Gerichtsgebäude. Es zeigt die Figur der klassischen Justicia, jedoch hat sie die Augenbinde, Schwert und Waage in der Hand. Gerüchtehalber soll der Künstler wohl auf die südamerikanische Rechtsauffassung angespielt haben. Vor der Statue schläft ein Hund und der Rundgang ist vorbei. Wir besuchen noch das Haus des Zeichners Oskar und ziehen weiter Richtung Süden, auf den Spuren der Deutschen. In diesem Sinne "Hataluegoyaludoparatodo"
Schoen geschrieben! Das mit dem Geruch kann ich bestaetigen. Besonders, wenn es regnet und es den ganzen Urin der Hunde und Menschen die Strassen herunterspuelt. Haette ich frueher gewusst, dass ihr
in Valpo landet, dann haette ich den tollen Kochkurs bei Boris empfohlen.
Seid ihr eigentlich schon wieder zurueck in D?