18.03.2015 - 23.03.2015
18.03. Puerto Natales / Torres del Paine
Wir kommen am Tag vor der großen Wanderung in Puerto Natales an und gehen nochmal ordentlich Essen*. Wer dort ist und einen guten Burger vor den kommenden Strapazen haben möchten, das "Baguales" ist
eine gute Adresse. Weil ich natürlich wie immer schlecht vorbereitet bin müssen wir mir ein paar Stunden bevor es losgeht noch ein Paar Handschuhe und zwei Thermoskannen kaufen. Die Busfahrt in den
Park dauert mehrere Stunden, und außer Büschen und gelegentlichen Tümpeln (und natürlich Bergen) sieht man das ein oder andere Guanaco, die liebenswerten, vierbeinigen Bewohner des südlichen
Kontinents. Am Camp angekommen lässt uns der Busfahrer einfach mal irgendwo raus und wir suchen uns einen Weg zum Camp. Dort angekommen treffen wir auf ein paar Wanderer, die schon eine Weile im Park
unterwegs waren. Bis in die Zehen durchgeweicht von zwei Wochen Regen und Schnee sind die meisten etwas mürrisch gelaunt. Wir wollen uns eine Vorstellung davon machen und gehen schonmal ein klein
wenig auf dem Weg, den wir am nächsten Morgen los müssen. Es nieselt und windet, ernsthaft unangenehm, vor allem wenn man nur Softshell Jacken dabei haben würde. Haben wir natürlich nicht. Nein, nie!
Auf ins Bett jetzt, morgen wird es anstrengend werden!
19.03. Torres del Paine (Torres Norte)
Guten Morgen! Es ist richtig kalt, draußen hängt der Nebel in den Wolken und es regnet. Daniela ist kalt und ich mag keinen Regen, trotzdem ziehen wir nach einem Frühstück, bei dem wir Julia aus Berlin** kennenlernen, los und stapfen den Berg hoch. Der Regen hört dann auch wieder auf, direkt an der Schneegrenze. Ja richtig, es schneit! An der Stelle nochmal ein Hinweis: Eine Weltreise ist kein Urlaub! Wir kämpfen uns weiter am Zwischencamp vorbei wo tatsächlich Leute zelten. Ein junger Mann, der sein Zelt abbaut erklärt uns er habe jetzt genug, er ginge heim. Zwei Wochen im Matsch herumkrabbeln sind ihm einfach genug. Danke Freund, mach uns nur Hoffnungen. Der letzte Anstieg ist der schwierigste, knappe 900 Höhenmeter bei Eis und Schnee in Flussbetten den Berg hoch. Ich könnte Daniela knutschen dafür, dass wir heißen Tee dabei haben, ich neue wasserdichte Wanderschuhe habe und Handschuhe! Ich trage allerdings einen Schal gegen die Kälte was knutschen unmöglich macht. Oben angekommen sind wir beide ziemlich groggi und werden mit Nebel belohnt. Eigentlich sollten hier die drei Gipfelspitzen des Torres stehen, tun sie vermutlich auch, aber wir sehen nix. Also etwas frustriet wieder runter. Auf halbem Weg machen wir kurz Pause und treffen Jane, eine Amerikanerin, die gerade auf dem Weg nach oben ist. In diesem Moment verzieht sich eine Wolke und man kann die Bergspitzen sehen. Es geht lange hin und her ob wir nochmal rauf gehen oder wieder runter und schließlich quälen wir uns den letzten Teil der 900 Höhenmeter nochmal hoch. Und ratet mal: Es war es soooo wert!
20.03. Torres del paine (Cuernos)
Nachdem wir aus 20km gute 25km gemacht haben sind wir natürlich tot ins Bett gefallen. Zum Glück ist der nächste Tag mit nur 11km weniger anstrengend und wir machen viele Bilder, oft Pause und
genießen einen sonnigen schönen Tag. Moment? Sonne? Oh ja, nachdem es die letzten zwei Wochen im Torres richtig übel war, scheint es aufzuklaren und wärmer zu werden. Wir sind mehr als verzückt was
unseren Ausruhtag noch schöner macht. Nach ein paar Stunden kommen wir auch schon im Cuernos Camp an, lesen, quatschen mit anderen Wanderern und lassen es uns gut gehen.
21.03. Torres del Paine (Francés y Grande)
Am dritten Tag im Torres steht das Frances Valley auf dem Plan, dort soll es einen tollen Ausblick geben. Wir starten morgens mit vier Lagen Klamotten inklusive Mütze und erreichen den Felsen in
kurzen Hosen und T-Shirt. Es ist unglaublich schön dort oben, fast allein auf einem Felsen umringt von gigantischen Bergen, die durch das warme Wetter ständig Lawinen ins Tal schicken. Wir bleiben
ein gutes Stückchen hier, müssen dann allerdings noch den weiten Weg ins letzte Camp auf uns nehmen. Dazu müssen wir erstmal fast wieder ganz zurück und gehen dann in westliche Richtung weiter. Und
auf einmal wird uns klar warum die Wanderer die uns am ersten Tag entgegengekommen sind so geflucht haben. Die Wege werden fast unpassierbar und das obwohl die Meisten schon wieder trocken sind. Der
Matsch hier ist teilweise knietief. Nicht das wir es ausprobiert hätten, aber ein freundlicher Wanderer vor uns hat das mal ausgelotet, weswegen wir uns für den Weg außen rum entschieden haben.
Entlang des Weges sieht man auch, dass vor ein paar Jahren der ganze Park abgebrannt ist. Tote Bäume überall machen das Gelände zur Kulisse für einen postapokalytischen Film. Und das nur weil
irgendein Idiot seine Kacke nicht vergraben wollte sondern anzünden musste. Er hat seine Scheisse angezündet! Warum??
22.03 Torres del Paine (Grey and Back)
Wir sind dann noch gut im Camp angekommen und treffen Julia und ihre Freundin wieder. Auch Jane ist hier und wir lernen noch einen freundlichen und ein wenig wahnsinnigen Amerikaner namens Bryan
kennen, der auf den Torres nur mit T-Shirt gegangen ist und ihm ein Freund eine Jacke zugesteckt hat. Einen Lama Pulli hat er sich dann noch schnell in Puerto Natales besorgt. Wir wollen uns nach der
letzten Wanderung nochmal im Camp treffen, aber erstmal geht es los zum großen Gletscher. Dieser Zweig des Torres soll der schwierigste sein, wobei wir mal wieder Glück haben und die angekündigten
Winde im Tal ausbleiben, dafür kommt die Sonne raus und brennt uns richtig fies auf die Köpfe während wir die steilsten Passagen überwinden müssen. Nach mehreren Stunden schaffen wir es bis an die
Grenze des Geltscher und beobachten ihn beim kalben während wir unseren Snack zu uns nehmen und uns die Sonne auf den Pelz brennen lassen. Ich ziehe meinen Hinweis zurück, es ist manchmal doch
Urlaub. Wenn man das stundelange wandern ausblendet. Und die Blasen. Und den Matsch. Aber ihr versteht sicher.
Leider müssen wir jetzt den ganzen Weg zum Camp zurück und ich werde langsam unleidlich weil sowohl die Snacks, der Tee als auch bald die Nüsschen leer sind, was zwar leichter zu tragen ist aber
nicht gut für den Hunger. Und kurz bevor es zu spät ist kommen wir am Camp an wo es noch eine Kleinigkeit für uns gibt. Hurray!
Während ich so draußen stehen kommt Bryan vorbei: "Would you mind taking a foto while I drop ball naked and jump from that pier?"*** sagt er und deutet auf den Schiffsanleger. Natürlich mach ich das.
Irre in ihrer natürlichen Umgebung zu fotografieren ist mein Hobby. Das Wasser ist echt eiskalt, wie man es von einem Gletschersee erwarten würde und ich bereite mich geistig schonmal darauf vor ihn
wiederbeleben zu müssen. Was nicht schön wäre, Bärte kratzen ja so unangenehm. Letztlich stehen nur Julia, ich und Daniela mit Kameras und iPhones bewaffnet am Ufer und lichten den Wahnsinnigen aus
verschiedenen Winkeln ab. Toller Abschluss eines tollen Trips.
* Ich habe mich entschlossen den Teil rauszulassen bei dem wir ständig in Puerto Natales hoch und runter laufen um noch das letzte Zimmer auf dem Trek zu buchen. Wer die ganze Geschichte hören möchte wie man den Torres del Paine richtig bucht, kann sich mal ein paar Stunden mit Daniela zusammensetzen.
** Hi Julia! Ja wir haben etwas länger gebraucht mit dem Bericht, aber hey, here it is!
*** Es gibt hier keine deutsche Übersetzung die angemessen lustig wäre, aber er hat mich gefragt ob ich ein Foto machen könnte während er nackt von dem Ableger springt.