Luang Prabang, die Sauna von Laos

10.-16.09.2014

 "Wan tuk tuk, waterfall, cheap price! Have boat" - Der Tuk Tuk Fahrer

 

Auf Grund verschiedenster Gerüchte, dass Fluggesellschaften einem den Einflug nach Thailand verwehren würden, hatten wir schon vor der Abreise einen Flug nach Laos, genauer gesagt Luang Prabang gebucht. Wir waren uns uneinig ob des für und widers, da das Auswärtige Amt nicht besonders viel Gutes an Laos lies. Unter anderem seien dort die Straßen sehr schlecht, Krankheit soweit das Auge schaut und dann die Kriminalität. Man wird eigentlich schon beim Gedanken an Laos ausgeraubt. Wir sind trotzdem hin und haben es keine Minute bereut. Zur Sache:

Wir Landen, der Pilot nuschelt seine Durchsage und das Einzige was wir wirklich verstehen ist "...Temperature 35 centigrade...". Und obwohl Luang Prabang um einiges nördlicher liegt als Chiang Mai ist es hier ungewöhnlich heiß*.

Wir hatten uns vorher erkundigt wo man gut nächtigen könnte und haben ein sehr günstiges Guesthouse gefunden, dass uns Beide 7€ die Nacht gekostet hat. Allerdings war es dort zwar sauber, aber man wollte nicht unbedingt etwas auf den Boden legen. Fürs erste hat es gereicht.

Beim nächtlichen Erkundigunslauf und Vormitternachtssnack** nehmen wir die Stadt in Augenschein und befinden sie für sauberer und gepflegter als mancher Stadteil von Berlin. Auch von Kriminalität ist hier Nachts definitiv weniger zu spüren als bei einem Spaziergang über den Kotti am hellichten Tag. Die ehemals französisch besetzte Stadt hat noch sehr viel von seinen Kolonialzeiten erhalten, z.B. Gehwege. Klingt erstmal etwas skuril warum ich genau das erwähne, aber wer schon mal in Bangkok versucht hat 50m auf dem Gehweg zu laufen kennt die eher harten Übergänge von einem Abschnitt vor dem Laden A zum 50cm tiefer liegenden Gehweg vor Laden B. Hier in Luang Prabang sind die Gehwege durchgängig und gut gepflastert.

 

Am nächsten Morgen wechseln wir in ein schöneres Hotel, dass uns auch nur 3€ mehr kostet, dafür ist aber Frühstück dabei.

"Und wer die ganze Zeit nur auf den Fortschritt schaut, kann sich nicht umdrehen, kann sich nicht umsehen" - Rainer von Vielen

 

 Wir wollen einen Ausflug zum Mount Pho Si machen. Der Taxifahrer will 50.000 Kip (ca. 5€) was uns etwas viel vorkommt, doch wir willigen ein. Er fährt uns zum Phosy Market und bietet uns eine Rückfahrt für 50.000 Kip an, er würde warten. Man müsste meinen, dass man allmälich dazulernt, wir nicht!

Wir sehen uns den Markt an, der wirklich schön ist und fahren dann zum Mount Pho Si. Nach 350 Stufen bei 35°C und 90% Luftfeuchte werden wir mit einem atemberaubenden Ausblick auf die Stadt und das Umland belohnt. Es ist wirklich unglaublich schön hier und auch der Taxifahrer ist bald vergessen.

Allgemein ist die Natur um Luang Prabang wahnsinnig schön. Es wirkt als wäre die Stadt mitten in den Dschungel gebaut, da wachsen riesige Bäume am Gehweg oder im Vorgarten, Schmetterlinge so groß wie Amseln und natürlich der Mekong, der die Halbinsel von einer Seite begrenzt.

Ich kann leider nicht zu sehr drauf eingehen, weil Daniela noch einen total schönen Bericht über Wasserfälle, Wandern, Ausflüge und so machen wird.

Jedenfalls haben wir uns dann noch diverse Tempel angeschaut, die es auch hier sehr zahlreich gibt, bis wir unter der Nachmittagssonne abbrechen mussten und uns ein paar Fruchtshakes zur Abkühlung gegönnt haben.

 

Das Tak Bak oder hier bin ich Tourist, hier darf ich Schwein

 

Die Laoten sind ein ruhiges, gemütliches Volk. Um 5:00 Uhr früh stehen die ersten auf, setzen schonmal Reis auf. um 5:30 - 6:30 laufen die Mönche durch die Stadt um Almosen einzusammeln. Dieser Brauch ist leider inzwischen zu einem großen Event geworden, also nicht für die Mönche sondern für die Touristen. Wir haben uns um 5 Uhr aus dem Bett gequält, an unserem Concierge vorbeigeschlichen, der vor der Rezeption auf einer Matratze schlief und wollten uns in Ruhe das Treiben ansehen.

Überall in der Stadt hängen Plakate, wie man sich bei der Zeremonie (Tak Bak) verhalten soll: Wer keine Almosen hat, möge sich im Hintergrund halten. Den Mönchen nicht im Weg stehen. Kein Blitzlicht verwenden. Nicht direkt die Kamera in die Gesichter halten. Wir suchen uns eine kleine Ecke etwas von der Hautoute entfernt, mit gutem Blick auf das Geschehen, das gleich losgehen müsste. Innerhalb weniger Minuten bricht ein kleines Inferno aus, in dem Mini-Vans - gefüllt mit Touristen, die ihrerseits mit Stativen, DSLRs, Handys, Tablets, Regenschirmen und diesen neuartigen, leidigen Selfie-Stöcken*** bewaffnet sind - ihren Inhalt auf die Straßen leeren. Es wird laut, sehr laut. Wir hatten uns diesen Moment etwas andächtiger vorgestellt, warten trotzdem.

Die Mönche kommen und wie Motten um eine Glühbirne strömen die Besagten los um ein gutes Bild zu bekommen. Da wir zwischen den Mönchen durchgesprungen, das Stativ im Weg aufgebaut, ein Selfie für die Freunde gemacht (zum Glück hält der Mönch gerade still, weil der Andere noch das Stativ abbaut), alles in allem hat es vermutlich nichts mehr mit dem ursprünglichen Treiben zu tun, das man uns beschrieben hat.

Und hier der Apell an den geneigten Leser: Bräuche sollten man respektieren. Schließlich wäre es für uns auch verstörend wenn ständig jemand beim Frühstück eine Ladung Touristen durch unsere Küche treibt!

"Spieglein, Spieglein an der Wand" - Böse Hexe

 

Wir haben unseren Lieblingsort in Luang Prabang entdeckt. Das "Utopia" es wirbt mit dem Spruch "Zen by day and groovy by night". Dort kann man Essen, trinken, nette Leute kennen lernen und sogar Selfies machen. Man kann sich dort auf liegen niederlassen und auf den Nam Kahn River schauen, wo bei Tag Fischer mit kleinen Booten ihr Glück versuchen oder Nachts ... öhm, naja sieht man nichts, weils dunkel ist aufm Fluss.

Das hiesige Bier, Laobeer, ist übrigens für die Bierfreunde unter uns sehr zu empfehlen! Leicht herbe Note, dennoch eher geschmacklich am öbergärigen Vollbier als am Pils. Vermutlich ist Reis drin, da bin ich mir aber nicht sicher. Jedenfalls erfrischt es bei den Temperaturen ungemein.

"The guns and the bombs, the rockets and the warships, are all symbols of human failure." - Lyndon B. Johnson

 

Unser letzter Tag ist angebrochen und eigentlich wollten wir ihn im Utopia verbringen. Das Suchbild hier (auch aus dem Utopie. Tipp: Ja es ist die Deko) verrät unser Zwischenziel.

Wir sind zum UXO Visitors Center Luang Prabang gewandert um uns über den zweiten Indochina Krieg zu informieren. Die traurige Bilanz in Zahlen: Die USA haben über 580.000 Bombardierungsflüge über Laos geflogen, was es zum meist bombardierten Land der Welt macht (Wusstet ihr das??). 80 Millionen (!) Clusterbombem liegen noch über ganz Laos verstreut in der Erde. Die UXO (unexploded ordnance - nicht explodierte Munition oder Blindgänger) Hilfe in Laos hat in den letzten 10 Jahren schon über 300.000 Sprengkörper geborgen, also ca. 0.4% aller Bomblets. 

Wir sind dann nicht mehr ins Utopia, es war ein wenig zu beklemmend um zwischen der Bombendekoration ein Bier zu trinken.

Ich will den heutigen Bericht nicht so aufhören lassen und entschuldige mich für die etwas schwierigen zwei Abschnitte. Wir haben die Zeit hier sehr genossen und würden jederzeit wiederkommen. Laos ist ein hochinteressantes Land und ich bin gespannt wie es sich in den nächsten 10 - 20 Jahren macht. Zu guter Letzt noch einen Klassiker aus dem Big Tree Cafe, das nicht umsonst so heißt, mit Blick auf den Sonnenuntergang über dem Mekong. Der Baum hat leider egal wie ichs gedreht habe nicht aufs Bild gepasst.

* Hierzu meine empirisch ermittelte Skala:

   Wasser friert - Sau kault

   Wasser lauwarm - Ist ok, mag ich

   Wasser kocht - Heiß, bääh

   Daniela schwitzt - Unglaublich heiß

** Die zweit wichtigste Mahlzeit vor dem Nachmitternachtssnack

*** Ein Trend, den es sich lohnt verschlafen zu haben. Ich mein ehrlich, wie selbstverliebt muss man sein? Ich stelle mir den Dia Abend interessant vor: "Das bin ich vor sonem Ding, *click* Das bin ich vor nem anderen Ding *click"

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Kommentare

  • Kathrin (Mittwoch, 17. September 2014 21:06)

    Tolle Geschichten und Eindrücke. Coole Bilder! :-) En liebe Gruess!

  • Anna (Dienstag, 23. September 2014 13:35)

    Die Bilder sind echt unglaublich schön! :)

  • Chris (Sonntag, 05. Oktober 2014 10:19)

    Dein Photo von den Selfie Girls ist echt gut gelungen, du kleiner Paparazzo :) Sieht nach einer gemütlichen Bar aus!!!

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© Daniela und Benni