17. - 19.09.2014
"Ich habe nichts! - Dann wirf es weg!" - Dialog im Zen Buddhismus
Wir sind gestern Nacht in Hanoi angekommen** und merkten beim Flug die Ausläufer eines Taifuns, der über Hanoi gezogen ist. Mir war flau im Magen und Daniela ging es gar nicht gut (Also später dann schon wieder, keine Sorge). Der Nachtconcierge war überaus freundlich uns noch ein Abendessen zu ordern, das wir gerne annahmen.
Am nächsten Tag haben wir uns erstmal eine kleine Route vorgenommen und wollten um den Hoan Kiem See laufen. Gesagt, getan, wir laufen los, und hier die schriftliche Interpretation der Stadt:
*Meeep* *Meeep* *HUUUUUUUP* *HONKHONK*
"Hello? Shoe Shine?" (Ich habe Flipflops an)
"Motobye???"
"Where are you from??"
"2 person 1 hour"
Das Straßenleben in Hanoi ist bunt, laut und schrill. Der Verkehr zu Recht berühmt für seine regelose Allgegewärtigkeit. Ständig versucht einen ein Rikschafahrer mitzunehmen oder jemand einen Roller anzudrehen, oder eine Fahrt darauf, was wir beides für bedenklich halten. Vietnam hat sehr hohe Steuern auf Autos und Hanoi zudem noch sehr enge Gassen. Das ganze gepaart mit der Lauffaulheit der Bewohner und dem ständigen Fehlen von Gehwegen hat dem Motorroller ("Motobye") zu seiner Beliebtheit verholfen.
Wir erreichen den Jadeberg Tempel am See und lassen uns etwas in der dort herrschenden Ruhe treiben. Ein Künstler malt Symbole auf Papier und Touristen fotografieren sich selbst vor Stelen. Herrlich!
Der Sage nach hat hier eine Schildkröte einem Fischer ein Schwert gegeben, das ihn unbesiegbar macht und damit hat er die Chinesen vertrieben und ist König geworden. In einem Schaukasten findet man eine Riesenschildkröte, die auch angebetet wird.
Das Schwert konnte ich leider nicht auftreiben.
Nach dem See schauen wir das Wasserpuppentheater an. Vorweg: Ich dachte es würde doof werden. Eine Oper mit Marionetten aus dem Wasser mit traditioneller asiatischer Musik kann mir nicht gefallen...
Es war toll, die Musiker waren unglaublich gut*** und die Puppenshow muss man gesehen haben, feuerspeiende Drachen, fliegende Fische und sehr niedlich gemachte Puppen. Die Story war aus sprachlichen Gründen weniger gut zu verfolgen, aber es sah aus, als würde ein Fischer Besuch von einer Schildkröte bekommen.
Daniela hat eine neue App gefunden: Man sagt wo man ist, die App schlägt diverse Ziele im Umkreis vor und man kann sich eine Route aus selbst ausgewählten Zielen berechnen lassen. Das probieren wir aus und starten am Tempel der Literatur. Hier wurden die Söhne der Reichen und Mandarine unterrichtet und ausgebildet. Dank de Taifuns ist die Luft über 100% gesättigt und die zarten 35°C fühlen sich nochmal 10° mehr an, weswegen wir uns nicht schneller bewegen als die Schildkröten, die die Doktortafeln der Absolventen auf dem Rücken tragen. Eine wunderschöne Anlage, da auch hier keine Motorroller durchfahren dürfen und man sich viel Zeit nehmen kann die Architektur und die Ruhe auf sich wirken zu lassen.
"Cause right now on earth I can't do jack, Without the man up on my back" - OPM, Heaven is a Halfpipe
Eigentlich wollten wir noch "Uncle Ho" besuchen im Ho Chi Minh Mausoleum, allerdings ist der Gute gerade auf Wellness in Russland, wo Spezialisten seinen Leichnam (wie jedes Jahr) präparieren, damit er den Toursisten in der Hochsaison wieder gefallen kann. Schade.
Dafür schauen wir bei Lenin vorbei auf dessen Platz ein paar Jugendliche skaten. Scheint ein Muss zu sein für eine aufstrebende Nation, also tun wir unser Bestes als Touristen und schießen Fotos.
"Küss die Hand Herr Kerkermeister I bin wuida do" - EAV
Unser letzter Tag in Hanoi soll entspannter werden und wir suchen uns nur zwei Ziele aus. Als erstes geht es ins Frauenmuseum. Hier gibt es alles was man über die Kultur von der Geburt über die Hochzeit bis zur Beteiliguung der Frau im Krieg gegen den imperialistischen Feind wissen muss. Wie in allen Museen, die wir besucht haben gibt es auch eine Propagandaecke in der viele Heldinnen ausgestellt sind mit Lebenslauf und Bodycount. Es gab sogar eine, die unbewaffnet 5 Soldaten eingekerkert hat.
Vermutlich in unsere nächste Station, das "Hanoi Hilton", welches ursprünglich von den Franzosen gebaut worden war um vietnamesische Revoluzer, Emprokömmlinge oder sonstiges GEsindel einzusperren, brutal zu foltern und öffentlich zu töten.
Später nutzen die Vietnamesen das "Maison Central" um dort amerikanische Piloten einsitzenzulassen. Denen ging es aber laut den Ausstellungstafeln sehr gut. Man sieht nur Bilder mit fröhlichen Soldaten, die Schachspielen, Basketball oder den Weihnachtsbaum schmücken. Folter? Keine Spur, wer allerdings mal in der Biografie des wohl bekanntesten Insassen John McCain (der Senator nicht der Frittentype) liest bekommt eine etwas andere Gegendarstellung der Sache. Und wer mehr Details will soll mal nach "Bambus" und "Folter" googlen.
Zeit für ein Abendessen und dann mit dem Zug nach Sapa
* Weltreisetrend: Schwabenwitze in Vietnam
** Also jetzt zeitmässig ist die Geschichte im Präsens. Mal schaun ob ich das schaffe, mein Deutschlehrer meinte ich solls lassen, weil ich eh immer gesprungen sein werde.
*** Vor meiner Wohnung in Singapur haben sie regelmäßig am Wochenende um 5 Uhr früh Chinesische Opern aufgeführt. Mit der Leihenschauspielgruppe, das war meine bisherige Referenz
Hello Benni! Als erstes erst einmal alles gute nachträglich zum Geburtstag.. das habe ich wohl um ein paar Tage verschlafen :)
Super schön all die Sachen hier in deinen Bildern mal weiterzusehen, in Hanoi war ich vor 2 Jahren auch schon mal, und den Schildkrötenteich habe ich auch gesehen.
Das Wasserputtpentheater habe ich jedoch irgendwie nicht so gut in Erinnerung, da waren wir aber nicht in Hanoi drin, sonder in Ho Chi Minh City.
Die Hitze macht einem echt gut zu schaffen!!! Das habe ich auch gut in Erinnerung. Motorradfahren hilft, das bringt gut Gegenwind :)
Ist aber auch super Gefährlich und dürft ja nicht euren eigenen Kopft beim Fahren benutzen, immer schön der Masse nach! Viel Spaß euch :)